Das Dorf Steißlingen

Steißlingen kann auf eine lange geschichtliche Vergangenheit zurückblicken, Bodenfunde und Bodenaltertüme sind Beweis dafür. Steißlingen wird zu den "Altsiedelorten der Alemannen im Zentralhegau" gezählt.

1.300 - 800 v. Chr.
Bodenfunde aus der Urnenfelderzeit auf Gemarkung Steißlingen

4./3. Jhrdt. v. Chr.
Spuren einer keltischen Hofsiedlung aus der La-Tène-Zeit auf der Gemarkung Steißlingen

Um 500 n. Chr.
Entstehung der alemannischen Siedlung Steißlingen. Der Ortsname Steißlingen - "Stuzelingen" ist vom Personennamen "Stuizilo" abgeleitet. In diesem Stuizilo dürfen wir das Oberhaupt eines alemannischen Familienverbandes vermuten,der sich hier mit seinen Verwandten und einigen abhängigen Leuten um das Jahr 500 in günstiger Lage mit ausreichendem Wald- und Weideland in der Nähe eines kleinen Sees niedergelassen hat. Für die wirtschaftliche Bedeutung dieser frühen alemannischen Ortsgründung spricht auch die umfangreiche Steißlinger Gemarkung. Steißlingen hat mit 2.138 ha die größte Gemarkungsfläche unter allen "ingen-Siedlungen" im westlichen Bodenseegebiet. 

Um 590
Gründung des Bistum Konstanz und Anfänge der Christianisierung der Alemannen.

1155
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte relativ spät; Am 27.11.1155 bestätigte Kaiser Friedrich I in der berümten Barbarossa-Urkunde dem Konstanzer Bischof Hermann von Arbon die von seinen Vorgängern übertragenen Rechte und Besitzungen, darunter auch einen Hof und die Kirche zu "Stuzelingen". 

1096/1287
Die seit 1096 urkundlich nachweisbaren Herren von Homburg treten seit 1287 in den schriftlichen Quellen in Verbindung mit Steißlingen in Erscheinung, waren aber sicher schon lange vorher das in Steißlingen maßgebende Adelsgeschlecht. In Steißlingen blieben die Homburger bis 1566 Ortsherren.

Schon unter den Herren von Homburg, wie auch unter ihren Nachfolgern war Steißlingen ein zur Hegauer Ritterschaft zählender Ort, der seine Steuern in die Ritterschaftskassen nach Radolfzell abführte. Landeshoheit, Hochgerichtsbarkeit und Forstherrlichkeit standen jedoch zunächsten den Grafen von Nellenburg, seit 1465 dem Haus Habsburg zu.

1499
Im Schweizer Krieg wurden die Dörfer und Schlösser von Steißlingen und Wiechs von den Eidgenossen geplündert und abgebrannt. Ein danach erbautes Schloß in Steißlingen wurde im Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen und 1724 - 1726 durch den heutigen Schloßbau ersetzt.

1503
Erste urkundliche Erwähnung einer sicher schon früher vorhandenen Badstube in Steißlingen.

1515/16
Die Rechte an der Kirche und Pfarrei in Steißlingen gingen an das Konstanzer Domkapitel über, das schon 1437 die Zehntrechte in Steißingen erworben hatte und das von 1516 an der wichtigste geistliche Grundherr in Steißlingen war.

1524 - 1525
Unter ihrem Anführer Heinrich Maier beteiligten sich die Steißlinger am Bauernkrieg. 

1556/1566 - 1676
Nach dem Tod der beiden Vettern Rainhart und Wolf von Homburg erbten die 3 Töchter des Rainhart von Homburg die eine Hälfte, die Tochter Ursula und die 3 Enkelinnen des Wolf von Homburg die andere Hälfte von Steißlingen. Der Mann Ursulas von Homburg, Hans Conrad von Bodman, kaufte zum Erbe seiner Frau die Anteile von deren 3 Nichten hinzu, so dass er Ende 1566 alleiniger Inhaber eines Halbteiles des Dorfes Steißlingen wurde. Die andere Steißlinger Hälfte aus dem Erbe Rainhart von Homburg erwarb 1590 Caspar Ludwig von Freyberg zu Aulfingen.
Genau 100 Jahre lang, von 1556 - 1656 gab es gleichzeitig zwei Steißlinger Ortsherren aus verschiedenen Adelsfamilien.

1656 erwarb Johann Sigmund von Bodmann den freybergischen halben Teil von Steißlingen. Die Herren von Bodman, die nun beide Teile von Steißingen besaßen, konnten die stark verschuldete Herrschaft nicht mehr lange halten und verkauften den bodmaner Anteil an Steißlingen an Johann Friedrich Ebinger von der Burg zu Schlatt unter Krähen.  

Die Freybergische Herrschaftshälfte wurde 1878 den Gläubigern überlassen, welche die Güter und Einkünfte unter sich aufteilten. Vieles davon erwarben nach und nach ebenfalls die Ebinger von der Burg, so dass sie schließlich die ganze Steißlinger Ortsherrschaft besaßen.

1618 - 1648
Große Not und Elend brachte der Dreißigjährige Krieg: Truppendurchmärsche, Verwüstungen, Plünderungen, Hungersnot und Seuchen.

1635
In Steißlingen wütete die Pest und forderte ca. 1.000 Opfer. Die Zahl der Überlebenden betrug nur 384.

1790
Die Familie Ebinger von der Burg verkaufte die Herrschaft von Steißlingen an den Freiherren Joseph Wilhelm von Stotzingen, der 1791 auch noch das Dorf Wiechs von Baron Konrad Lenz von Lenzfeld erwarb.

1793
Joseph Wilhelm von Stotzingen stiftete ein aus Steißlingen und Wiechs bestehendes Familiengut, das 1793 durch die Reichsritterschaft und 1823 durch die Großherzoglich Badische Regierung bestätigt wurde.

1806 - 1810
Steißlingen und Wiechs stehen unter württembergischen Landeshoheit.

1810
Zusammen mit weiteren Gemeinden der ehemaligen Landgrafschaft Nellenburg wurden Steißlingen und Wiechs im Oktober 1810 dem Großherzogtum Baden zugeteilt.

1832
Einführung der badischen Gemeindeordnung und Stärkung der Gemeindeselbstverwaltung. Gemeindeoberhaupt ist nun an Stelle der von der Herrschaft bzw. vom Staat ernannten Vögte der gewählte Bürgermeister.

1853
Zehntablösung in Steißlingen: Früher waren das Domkapitel in Konstanz, die Dominikaner in Konstanz, das Kloster Münsterlingen und die Kapläne zu Steißlingen zehntbezugsberechtigt.

1868
Der spätere Maler und Holzschnittkünstler Ernst Würtenberger wurde in Steißlingen geboren. Er wirkte in Karlsruhe als Professor an der damaligen Bad. Landeskunstschule. In Baden und in der Schweiz, wo er in Zürich lebte, wurde Ernst Würtenberger als Maler, Porträtist, Graphiker, Illustrator, Erneuerer des Hozschnittes und als Kunstschriftsteller bekannt. 

1972
Aufrund einer von den Gemeinderäten der Gemeinden Steißlingen und Wiechs getroffenen Vereinbarung über die Eingemeindung von Wiechs in die Gemeinde Steißlingen wurde Wiechs mit Wirkung vom 01. Juli 1972 ein Ortsteil der Gemeinde Steißlingen.

1975
Seit 01. Juli 1975 gehört die Gemeinde Steißlingen zum Verwaltungsraum Singen/Hohentwiel, der außer der Stadt Singen die Gemeinden Rielasingen-Worblingen, Volkertshausen und Steißlingen umfasst.

Über die Jahrhunderte hinweg war Steißlingen ein rein landwirtschaftlich geprägter Ort. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts fanden auch viele Einwohner im nahegelegenen Industrieort Singen Arbeitsplätze. Nach dem zweiten Weltkrieg eröffneten die großen Kiesvorkommen im südlichen Gemarkungsteil die Möglichkeit zum Aufbau einer eigenen leistungsfähigen Industrie.