Der Steißlinger See - ein flächenhaftes Naturdenkmal mit Geschichte

Den Sommer genießen am Steißlinger See
Bild vergrößern
Den Sommer genießen am Steißlinger See

Was einmal aus eingeschotterten Eismassen hervorgegangen ist, lässt heute das Herz vieler Naturliebhaber höher schlagen: Der Steißlinger See. Der rund 11,19 ha große, 448 m ü. M. liegende Steißlinger See wird gerne auch als Auge des Hegaus bezeichnet, weil Steißlingen genau in der Mitte des (historischen) Hegaus liegt. An seiner breitesten Stelle misst der See 255 m bei einer Länge von 600 m. Der See ist heute als beliebter Badesee weitum bekannt.

Das Naturdenkmal 

Der Steißlinger See wurde durch Verordnung im Jahr 1939 als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen. Sinn und Zweck der damaligen Schutzgebietsverordnung war die Erhaltung des landschaftlichen und ökologischen Bestandes des Sees inklusive des Uferbereichs. 

Das Naturdenkmal bietet mit seinem Schilfgürtel für Pflanzen und Tiere im Uferbereich besonderen Schutz, denn hier brüten viele Vögel. Das Betreten des Uferbereichs, das Pflücken von Pflanzen oder das Baden außerhalb des Freibads sind deshalb nicht gestattet. Um die Natur bzw. die Vögel nicht zu stören und ein naturnahes Ufer zu erhalten, ist auch das Lagern und Rasten um den See nur an den offiziellen Rastplätze erlaubt. 

 

Des einen Freud - des anderen Leid 

Auch wenn sich der See nicht im Besitz der Gemeinde befindet, so ist und war der Gemeingebrauch nach den wasserrechtlichen Bestimmungen, d. h. die Nutzung des Sees durch die Bevölkerung, immer unbestritten. Der See, einst nur von den Einheimischen zum Baden und Schlittschuhlaufen benützt, prägt heute den Wert und das Bild der Tourismusgemeinde Steißlingen.

Der See brachte aber nicht nur Freunde zur Sommer- und Winterszeit; besonders in früheren Jahren gab es ettliche Ertrinkungsfälle.  Besonders tragisch war ein Unglück am 30. Januar 1919. An diesem Tag ertranken beim Schlittenfahren an dem abhaldigen Seeufer gleich zwei Brüderpaare im See.

Archäologie am Steißlinger See

Jahrhundertelang wurden nicht mehr benötigte Alltags- und Gebrauchsgegenstände oder wie zu Ende des zweiten Weltkrieges mancherlei Kriegsgerät im Steißlinger See versenkt. Aufsehen erregte die Bergung eines EInbaumes durch einen "Schatztaucher" am 30. Juni 1980. Der 4m lange, flachbödige Nadelholz-Einbaum mit einem größten Querschnitt von 80 x 80 cm, dürfte zwischen den Jahren 1300 und 1700 n. Chr. gefertigt und wohl zum Fischen benutzt worden sein.

Zahlreich sind die Funde von Tongefäßen. Aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammt wohl ein Gefäßrand, ferner frühe Ofenkacheln sog. Becherkacheln. Aus dem Spätmittelalter und der Neuzeit stammen Dreifußtöpfe (Grapen), die zum Kochen auf offener Flamme dienten sowie anderes Geschirr.

An Metallgegenständen wurde unter anderem ein Degen mit S-förmiger Parierstange und  verzierten Messingaufsätzen gefunden, auf dessen Klinge eine Schwertfegermarke erkennbar ist. Außerdem wurden zahlreiche Lanzenspitzen gefunden.